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Ratgeber zur Aufklärung und Vorbeugung
Sucht- und Jugendhilfe e.V.

Arbeitssucht - Sucht- und Jugendhilfe

Anfangsstadium:

In der Anfangsphase wird das Verhalten noch nicht als negativ wahrgenommen, da es gerade in der heutigen Zeit selbstverständlich ist, dass die Arbeit einen wichtigen Stellenwert einnimmt. So sind Überstunden, die gedankliche Beschäftigung mit der Arbeit während der Freizeit und ein hastiger Lebensstil nichts Ungewöhnliches. Aber schon in diesem ersten Stadium vernachlässigen Betroffene Freunde und Familie, weil sie zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt sind. Aus Angst vor Bemerkungen aus dem sozialen Umfeld wird deshalb auch oft heimlich gearbeitet.

Verlauf:

In dieser Phase wird deutlich, dass Betroffene ihre „Dosis“ ständig erhöhen müssen. Sie nehmen sich genügend Arbeit mit nach Hause, um nur ja nicht untätig bleiben zu müssen. Der Workaholic macht in dieser Phase unweigerlich auch die Erfahrung der Überforderung und verhält sich seinen Mitmenschen gegenüber ungeduldig und aggressiv. Durch eine Steigerung des Arbeitspensums versucht der Betroffene vorhandenen Schuldgefühlen entgegenzuwirken. Erste psychische und körperliche Beschwerden (z.B. Depressionen und Magengeschwüre) begleiten nun die Sucht.

Chronische Phase:

In der chronischen Phase werden die körperlichen Symptome immer deutlicher. Der Körper wird permanent überlastet und kann sich nicht erholen. Typische und schwere Folgen der Arbeitssucht können dann Herzinfarkt, Schlaganfall, Magendurchbruch oder Hörsturz sein.

Die Unfähigkeit, sich zu entspannen, versuchen einige Arbeitssüchtige dadurch zu kompensieren, dass sie zu Beruhigungsmitteln oder Alkohol greifen. Die Betroffenen sind nun nicht mehr voll leistungsfähig. Das macht ihnen Angst und führt zu weiterem Stress.

Wir leben heute in einer Leistungsgesellschaft, die Fleiß und Erfolg belohnt. Das macht es besonders schwierig, eine Arbeitssucht überhaupt wahrzunehmen. Wer viel arbeitet, wird anerkannt und bewundert. Diese positive Haltung des Umfeldes erschwert die Krankheitseinsicht oder macht sie gar unmöglich.

Der Arbeitssüchtige hat häufig schon als Kind die Erfahrung machen müssen, dass Anerkennung nur durch Leistung zu erhalten ist. Dieses Verhaltensmuster setzt sich dann im späteren Arbeitsleben fort und kann sich verselbständigen. Arbeitssucht kann aber auch eine Form der Flucht sein, nämlich der Flucht vor zwischenmenschlichen Konflikten. Die Arbeit stellt dann ein legitimes Ablenkungsmanöver dar, um sich den Problemen im Freundes- oder Familienkreis nicht stellen zu müssen.

Die schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen machen deutlich, dass Arbeitssüchtigen unbedingt geholfen werden muss. Gerade in diesem Bereich ist aber die Bereitschaft, Hilfe anzunehmen und sich gegebenenfalls in therapeutische Hände zu begeben, äußerst gering.

Deshalb ist Aufklärung hier von besonderer Bedeutung, um Symptome der Arbeitssucht richtig deuten zu können. Persönliche Erfüllung durch den Beruf ist eine Sache. Wer dabei aber seine Gesundheit aufs Spiel setzt, sollte sich fragen, ob die Arbeit nicht einen zu hohen Stellenwert in seinem Leben einnimmt.

FAQ

Im folgenden Bereich finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen rund um das Thema Sucht und Suchthilfe. Unser Anliegen ist es, Betroffenen, Angehörigen und Interessierten eine erste Orientierung zu bieten und wichtige Informationen verständlich aufzubereiten.

Bitte beachten Sie, dass diese Auskünfte eine individuelle Beratung nicht ersetzen können. Bei weiterführenden Fragen stehen wir Ihnen gerne vertraulich und anonym zur Verfügung.

Was versteht man unter einer Sucht?

Eine Sucht ist ein Zustand, in dem eine Person die Kontrolle über den Konsum eines bestimmten Stoffes (z. B. Alkohol, Drogen, Medikamente) oder ein bestimmtes Verhalten (z.  B. Spielen, Internetnutzung) verloren hat. Sie verspürt einen starken inneren Drang danach, obwohl dies negative Folgen für das eigene Leben und die Gesundheit hat.

Typische Anzeichen sind:

  • Starker Wunsch oder Zwang, eine Substanz zu konsumieren oder ein Verhalten auszuführen
  • Kontrollverlust (Menge, Dauer, Häufigkeit)
  • Vernachlässigung von Pflichten, Hobbys oder sozialen Kontakten
  • Entzugserscheinungen bei Verzicht
  • Wenn du dir unsicher bist, kann ein Gespräch mit einer Fachkraft Klarheit bringen.

Der erste und wichtigste Schritt ist, sich Hilfe zu holen – das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Du kannst dich an eine Suchtberatungsstelle wenden, einen Arzt oder eine Therapeutin aufsuchen. Auch Selbsthilfegruppen bieten Unterstützung und Austausch.

Sucht ist eine chronische Erkrankung, aber sie ist behandelbar. Viele Menschen schaffen es mit professioneller Hilfe, ein suchtfreies und erfülltes Leben zu führen. Heilung bedeutet nicht immer vollständige Abstinenz, sondern auch einen bewussten und kontrollierten Umgang mit dem eigenen Verhalten.

In der Regel werden die Kosten für eine Suchtbehandlung von der Krankenkasse oder Rentenversicherung übernommen – vor allem, wenn eine medizinische Notwendigkeit vorliegt. Suchtberatungsstellen sind meist kostenlos und anonym.

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