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Ratgeber zur Aufklärung und Vorbeugung
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Alkohol - Sucht- und Jugendhilfe

9,5 Mio. Menschen in Deutschland konsumieren Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. Etwa 1,3 Mio. Menschen gelten als alkoholabhängig. Jedes Jahr sterben in Deutschland nach neuen Berechnungen mindestens 73.000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholmissbrauchs.

In der Gesellschaft herrscht eine weit verbreitete unkritisch positive Einstellung zum Alkohol vor.

Durchschnittlich werden pro Kopf der Bevölkerung jährlich zehn Liter reinen Alkohols konsumiert. Gegenüber den Vorjahren ist eine leicht rückläufige Tendenz im Alkoholkonsum zu registrieren. Dennoch liegt Deutschland im internationalen Vergleich unverändert im oberen Zehntel. (Quelle: Drogen- und Suchtbericht 2009) 

Alkoholabhängige sind die größte Patientengruppe in den psychiatrischen Bezirks- und Landeskrankenhäusern. Auch in Allgemeinkrankenhäusern sind ca. 15 % der Patienten alkoholkrank. Durch die Folgen des Alkoholismus wie Produktionsausfall, Frühberentung und die Behandlungskosten entsteht ein jährlicher volkswirtschaftlicher Schaden in Höhe von mehreren Milliarden Euro. Etwa die Hälfte aller Straftaten wird unter Alkoholeinfluss verübt und jedes Jahr werden ca. 280 000 Führerscheine wegen der Überschreitung der zulässigen Promillegrenze eingezogen. Nach neueren Kostenschätzungen beträgt der volkswirtschaftliche Verlust durch den Alkoholkonsum in Deutschland jährlich mindestens 20 Milliarden Euro, die sich im wesentlichen aus den Kosten für Krankenhausbehandlungen, Frühberentungen, Arbeitsunfähigkeiten sowie Arbeits- und Wegeunfälle zusammensetzen. Die Aufwendungen für Rehabilitationsmaßnahmen für die Behandlung von Suchtkranken insgesamt betragen demgegenüber ca. 500 Millionen Euro jährlich. (Quelle: Jahrbuch Sucht, DHS)

Es gibt fünf unterschiedliche „Trinker-Typen“:

  1. Alpha-Typ (Konflikttrinker): Psychische Abhängigkeit ohne Kontrollverlust. (Kontrollverlust = unfähig aufzuhören)
  2. Beta-Typ (Gelegenheitstrinker): ohne Abhängigkeit und ohne Kontrollverlust
  3. Gamma-Typ (süchtiger Trinker): zunehmend psychische und physische Abhängigkeit. Kontrollverlust. Befristete Fähigkeit zur Abstinenz.
  4. Delta-Typ (Spiegeltrinker): körperlich ausgeprägt abhängig, unfähig zur Abstinenz. Ohne Kontrollverlust, auch bei großen Mengen
  5. Epsilon Typ (Quartalstrinker): psychisch abhängig, Kontrollverlust

Wirkung:

Das zentrale Nervensystem (ZNS) ist besonders betroffen. Der Alkoholkonsum bewirkt eine fröhliche Stimmung, Hemmungen fallen, die Betroffenen werden redselig und neigen zur Selbstüberschätzung, was besonders im Straßenverkehr fatale Folgen haben kann. Ab einer Blutalkoholkonzentration von 0,3 Promille kommt es zu Gangstörungen, ab 0,4 Promille ist das Gesichtsfeld eingeschränkt. Koordinationsstörungen, Sprachstörungen, Verlängerung der Reaktionszeit, Störungen in der optischen und akustischen Wahrnehmung treten im Rauschzustand auf. Ab 2,0 Promille kommt es zu Einschränkungen des Erinnerungsvermögens und ab 5,0 Promille kann der Alkoholkonsum sogar zum Tode durch Koma führen.

Auch die Niere wird nach dem Konsum von Alkohol stärker durchblutet. Alkohol bewirkt eine verstärkte Harnbildung mit erhöhtem Harndrang (Diurese). Zwar fördert der Alkohol das sexuelle Verlangen (Libido Steigerung), aber gleichzeitig wird beim Mann die Erektionsfähigkeit verringert.

Alkohol regt die Durchblutung an. Er wärmt damit den Körper, sorgt aber gleichzeitig dafür, dass auch vermehrt Wärme abgegeben wird. Es kommt zu einer Verstärkung der Atmung, was manchmal zu lautem Schnarchen im betrunkenen Schlaf führen kann. Bei einer Alkoholvergiftung kann aber auch eine zentrale Atemlähmung zum Tode führen.

Risiken:

Regelmäßiger Alkoholkonsum verursacht also schwere körperliche und seelische Schäden: In der Leber kommt es zur Überlastung des Leberstoffwechsels und durch die hohe Alkoholkonzentration auch zur Zellschädigung. Dies führt anfangs zur Leberzellverfettung, später dann zur Fettleber-Hepatitis und in der Folge zur Leberzirrhose. Aber auch Bluthochdruck, Krebs der Mundhöhle, Gastritis, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse und der Magenschleimhaut, Potenzschwierigkeiten, Übergewicht, Erhöhung des Schlaganfallrisikos sind körperliche Folgeerscheinungen. Zusätzlich treten Entzugssymptome wie Zittern, Herzrasen, starkes Schwitzen oder Unruhe auf.

Häufig leiden Betroffene unter Antriebslosigkeit. Der Job und soziale Kontakte werden vernachlässigt und Alkoholkranke isolieren sich. Auf der anderen Seite zeigen alkoholkranke Menschen eine erhöhte Gewaltbereitschaft, Aggressionen unterliegen einer geringeren Hemmschwelle, so dass Betroffene sich selbst und andere gefährden. Dies gilt auch für das Risiko von schweren Verkehrsunfällen, wenn unter Alkoholeinfluss ein Fahrzeug geführt wird.

 

FAQ

Im folgenden Bereich finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen rund um das Thema Sucht und Suchthilfe. Unser Anliegen ist es, Betroffenen, Angehörigen und Interessierten eine erste Orientierung zu bieten und wichtige Informationen verständlich aufzubereiten.

Bitte beachten Sie, dass diese Auskünfte eine individuelle Beratung nicht ersetzen können. Bei weiterführenden Fragen stehen wir Ihnen gerne vertraulich und anonym zur Verfügung.

Was versteht man unter einer Sucht?

Eine Sucht ist ein Zustand, in dem eine Person die Kontrolle über den Konsum eines bestimmten Stoffes (z. B. Alkohol, Drogen, Medikamente) oder ein bestimmtes Verhalten (z.  B. Spielen, Internetnutzung) verloren hat. Sie verspürt einen starken inneren Drang danach, obwohl dies negative Folgen für das eigene Leben und die Gesundheit hat.

Typische Anzeichen sind:

  • Starker Wunsch oder Zwang, eine Substanz zu konsumieren oder ein Verhalten auszuführen
  • Kontrollverlust (Menge, Dauer, Häufigkeit)
  • Vernachlässigung von Pflichten, Hobbys oder sozialen Kontakten
  • Entzugserscheinungen bei Verzicht
  • Wenn du dir unsicher bist, kann ein Gespräch mit einer Fachkraft Klarheit bringen.

Der erste und wichtigste Schritt ist, sich Hilfe zu holen – das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Du kannst dich an eine Suchtberatungsstelle wenden, einen Arzt oder eine Therapeutin aufsuchen. Auch Selbsthilfegruppen bieten Unterstützung und Austausch.

Sucht ist eine chronische Erkrankung, aber sie ist behandelbar. Viele Menschen schaffen es mit professioneller Hilfe, ein suchtfreies und erfülltes Leben zu führen. Heilung bedeutet nicht immer vollständige Abstinenz, sondern auch einen bewussten und kontrollierten Umgang mit dem eigenen Verhalten.

In der Regel werden die Kosten für eine Suchtbehandlung von der Krankenkasse oder Rentenversicherung übernommen – vor allem, wenn eine medizinische Notwendigkeit vorliegt. Suchtberatungsstellen sind meist kostenlos und anonym.

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