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Ratgeber zur Aufklärung und Vorbeugung
Sucht- und Jugendhilfe e.V.

Synthetische Opioide: Fentanyl und Nitazene

Einordnung: Opiate, Opioide und synthetische Opioide

Opiate sind Substanzen, die direkt aus dem Milchsaft des Schlafmohns gewonnen werden. Zu den aus Rohopium gewonnenen natürlichen Opioiden zählt Morphin. Heroin ist ein halbsynthetisches Opioid, das die Wirkung von Morphin nachahmt. Fentanyl und Nitazene sind synthetische Opioide, rein synthetisch im Labor hergestellte Substanzen. Fentanyl ist ein stark wirkendes Schmerzmittel, das vor allem in der Krebsbehandlung eingesetzt wird. Auch Nitazene gehören zu den synthetischen Opioiden. Sie finden jedoch keine medizinische Verwendung. Die hochwirksame Substanzklasse der Nitazene kann noch stärker als Fentanyl und mehr als 100-fach stärker als Heroin wirken. Synthetische Opioide tauchen immer häufiger in der Drogenszene in Europa und zunehmend auch in Deutschland auf. Sie sind nicht nur aufgrund ihrer hohen Wirksamkeit besonders gesundheitsgefährdend, sondern auch wegen ihrer schwierigen Dosierbarkeit. Neue synthetische Opioide, wie Fentanyl und Niatzene, die rein synthetisch im Labor hergestellt werden, sind auf dem europäischen Drogenmarkt zwar längst nicht so verbreitet wie in den USA, die von der sogenannten „Opioid-Epidemie“ betroffen sind, dennoch richten sie erheblichen Schaden an, weil bei dem Konsum der Substanzen gehäuft Überdosierungen und Todesfälle zu beobachten sind. Mehr als jede fünfte Person, die sich aufgrund eines opioidbedingten Problems in eine Drogenbehandlung begibt, nennt mittlerweile ein legales oder illegales synthetisches Opioid und nicht Heroin als Primärdroge.

Fentanyl: Vom therapeutischen Medikament zur hochwirksamen Droge

Fentanyl hat eine hohe schmerzstillende und beruhigende Wirkung und findet als Narkosemittel, aber auch als Schmerzmittel in Form von Lutschtabletten, Nasenspray oder Pflaster vor allem für Krebspatienten, die unter erheblichen Schmerzen leiden, Verwendung. Das synthetische Opioid ist aber nicht mehr nur Teil medizinischer Behandlung, sondern hat mittlerweile auch die Drogenszene erobert. Den klassischen Heroinkonsumenten sehen Suchthelfer und Ärzte vor allem in Nordamerika immer seltener. Der Konsum von Heroin ist mittlerweile fast überall rückläufig. Das Rauschmittel verschwindet langsam von den Drogenmärkten und ist für Konsumenten nicht mehr so leicht verfügbar. Aber die Suchtkranken gibt es noch und die greifen zunehmend auf stark wirksame Medikamente, meist in Verbindung mit anderen Drogen, zurück. Dazu gehört auch das Schmerzmittel Fentanyl. Es wird in den USA auch als „Super-Heroin“ bezeichnet. Beim Missbrauch von Fentanyl können die Nebenwirkungen und Risiken erheblich sein. Sie reichen von Verstopfung oder Durchfall, Schwindel, Benommenheit, Mundtrockenheit, Kältegefühl, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Jucken, Rötungen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Schwitzen, Müdigkeit, Schlafstörungen, Sehstörungen, Erbrechen, Verwirrung, Schwierigkeiten beim Sprechen, Laufen oder Wasserlassen, langsamem oder unregelmäßigem Herzschlag, Halluzinationen, psychischen Veränderungen (Ängste, Depressionen), Gedächtnisstörungen, Krampfanfällen, flacher oder langsamer Atmung, Atemnot bis hin zum Atemstillstand und zum Tod. In den USA wird der Konsum der Substanz auch als „Drop Dead“ oder „Lethal Injection“ bezeichnet. In den USA und Kanada ist das synthetische Opioid Fentanyl schon länger für einen massiven Anstieg drogenbedingter Todesfälle verantwortlich. Aber auch in Deutschland wird Heroin bereits mit lebensbedrohlichen synthetischen Opioiden gestreckt. Illegal hergestellte synthetische Opioide  – als Zusatz in anderen Substanzen – sind auf dem Vormarsch, weil sie billig und einfach zu produzieren sind, während zugleich die Verfügbarkeit der natürlichen Rohstoffe für die Heroinproduktion aufgrund des geringeren Mohnanbaus in Afghanistan sinkt.

Nitazene: Noch wirksamer als Fentanyl

„Nitazene – eine Gruppe synthetischer Opioide, die sogar noch wirksamer als Fentanyl sein können – sind in jüngster Zeit in mehreren Ländern mit hohem Einkommen aufgetaucht und haben zu einer Zunahme der Todesfälle durch Überdosierung geführt“, so der UNODC-Weltdrogenbericht 2024. Darüber hinaus zeigt auch der Europäische Drogenbericht 2024 eine wachsende Besorgnis über Todesfälle im Zusammenhang mit synthetischen Opioiden. Laut „Trendspotter“-Studie (IFT Institut für Therapieforschung, Bergmann H. u.a.: „Synthetische Opioide“ TRENDSPOTTER Januar 2025) werden Nitazene sowohl absichtlich konsumiert als auch unabsichtlich durch den Konsum gefälschter Medikamente oder gestreckten Heroins. Der absichtliche Konsum von Nitazenen werde „mit einer kleinen Gruppe junger, sehr experimentierfreudiger Personen in Verbindung gebracht. Diese bestellten die Substanzen hauptsächlich online. […] Aus Bremen wurden erstmalig insgesamt sechs Fälle von mit einem Nitazenen gestreckten Heroin im Dezember 2024 berichtet“ (Trendspotter-Studie a.a.O.: S. 5).

FAQ

Im folgenden Bereich finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen rund um das Thema Sucht und Suchthilfe. Unser Anliegen ist es, Betroffenen, Angehörigen und Interessierten eine erste Orientierung zu bieten und wichtige Informationen verständlich aufzubereiten.

Bitte beachten Sie, dass diese Auskünfte eine individuelle Beratung nicht ersetzen können. Bei weiterführenden Fragen stehen wir Ihnen gerne vertraulich und anonym zur Verfügung.

Was versteht man unter einer Sucht?

Eine Sucht ist ein Zustand, in dem eine Person die Kontrolle über den Konsum eines bestimmten Stoffes (z. B. Alkohol, Drogen, Medikamente) oder ein bestimmtes Verhalten (z.  B. Spielen, Internetnutzung) verloren hat. Sie verspürt einen starken inneren Drang danach, obwohl dies negative Folgen für das eigene Leben und die Gesundheit hat.

Typische Anzeichen sind:

  • Starker Wunsch oder Zwang, eine Substanz zu konsumieren oder ein Verhalten auszuführen
  • Kontrollverlust (Menge, Dauer, Häufigkeit)
  • Vernachlässigung von Pflichten, Hobbys oder sozialen Kontakten
  • Entzugserscheinungen bei Verzicht
  • Wenn du dir unsicher bist, kann ein Gespräch mit einer Fachkraft Klarheit bringen.

Der erste und wichtigste Schritt ist, sich Hilfe zu holen – das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Du kannst dich an eine Suchtberatungsstelle wenden, einen Arzt oder eine Therapeutin aufsuchen. Auch Selbsthilfegruppen bieten Unterstützung und Austausch.

Sucht ist eine chronische Erkrankung, aber sie ist behandelbar. Viele Menschen schaffen es mit professioneller Hilfe, ein suchtfreies und erfülltes Leben zu führen. Heilung bedeutet nicht immer vollständige Abstinenz, sondern auch einen bewussten und kontrollierten Umgang mit dem eigenen Verhalten.

In der Regel werden die Kosten für eine Suchtbehandlung von der Krankenkasse oder Rentenversicherung übernommen – vor allem, wenn eine medizinische Notwendigkeit vorliegt. Suchtberatungsstellen sind meist kostenlos und anonym.