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Ratgeber zur Aufklärung und Vorbeugung
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Tabak - Sucht- und Jugendhilfe

33,9 % der Erwachsenen in Deutschland rauchen. Das entspricht etwa 16 Mio. Menschen. Etwa 140.000 Menschen sterben jedes Jahr vorzeitig an den direkten Folgen des Rauchens, etwa 3.300 Menschen an den Folgen des Passivrauchens. Die volkswirtschaftlichen Kosten des Rauchens für die Gesellschaft werden auf 18,8 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.

Wirkung:

Freigesetztes Nikotin gelangt durch den Rauch in die Lunge und von dort ins Blut. Nach nur sieben Sekunden erreicht es das Gehirn und beeinflusst die Nervenzellen. „Nikotin ist eine der am schnellsten süchtig machenden Substanzen. Es hat nicht nur psychostimulierende Wirkungen wie Kokain oder Amphetamin, sondern stößt im Gehirn die gesamte Breite der Neuromodulatoren an und wirkt wie der Dirigent in einem Konzert auf viele Instrumente ein“, so Professor Lutz Schmidt aus Berlin.

Es kommt zur Ausschüttung unterschiedlicher Neurotransmitter (chemische Stoffe, die dem Informationsaustausch zwischen den einzelnen Nervenzellen dienen) wie Dopamin, Serotonin, Noradrenalin und Endorphinen. Belohnungsareale im Gehirn werden aktiviert und der Raucher verspürt angenehme Gefühle der Entspannung. Das vermeintliche Gefühl des Stressabbaus, das viele Raucher beschreiben, täuscht jedoch, denn der scheinbar entspannende Effekt des Rauchens kommt nur dadurch zustande, dass durch den Griff zur Zigarette die Spannung, die durch ein Sinken des Nikotin-Levels entstanden ist, wieder aufgehoben wird. Die Phasen zwischen den Zigaretten mit den entsprechenden Entzugssymptomen sorgen vielmehr dafür, dass Raucher ein höheres Stressniveau haben als Nichtraucher.

Die dem Tabak künstlich zugesetzten Substanzen wie Ammonium, das die Nikotinzufuhr beschleunigt, und Zucker, durch den beim Rauchen das süchtig machende Acetaldehyd entsteht, erhöhen das Abhängigkeitspotential von Zigaretten.

Risiken:

Die gesundheitlichen Folgen des Rauchens werden leider immer noch unterschätzt, obwohl im Durchschnitt Raucher 30 -40% häufiger krank sind als Nichtraucher.

Die Gefahr an Krebs zu erkranken, erhöht sich bei Rauchern um ein Vielfaches. Betroffen sind besonders die Lunge, die Mundhöhle, das Zahnfleisch, die Lippen, die Zunge, der Rachen, der Kehlkopf, die Speiseröhre, die Luftröhre, die Brust, der Magen, die Bauchspeicheldrüse, die Nieren, die Blase, die Harnröhre, der Zwölffingerdarm, der Darm, das Blut und sogar der Gebärmutterhals.

Im Prinzip sind alle Organe, mit denen Stoffe der Zigarette in Berührung kommen krebsgefährdet.

Auch Herz- und Kreislaufkrankheiten häufen sich bei Rauchern, da das Rauchen eine Verengung der Blutgefäße verursacht, der Blutdruck steigt und die Gefäße verkalken (Arteriosklerose).  Wer zusätzlich einen ungesunden Lebensstil etwa durch Alkohol, Übergewicht oder Stress aufweist, erhöht das Risiko von Herz- und Kreislauferkrankungen. Schlaganfall und Herzinfarkt betreffen heute auch viele junge Raucherinnen, die gleichzeitig die Pille einnehmen.

Erkrankungen der Atemwege sind eine weitere Folge des Rauchens. Viele Raucher leiden unter chronischer Bronchitis. Der Teergehalt von Zigaretten verklebt die Flimmerhärchen und die Betroffenen leiden unter dem sogenannten „Raucherhusten“.  Bei der Lungenblähung schließlich können die Lungenbläschen nicht mehr geleert werden, sie vergrößern sich und können platzen. Das Atmen wird zur Qual und ist dann teilweise nur noch mit Sauerstoffgeräten möglich.

Auch die Haut von Rauchern leidet. Aufgrund der schlechten Durchblutung kommt es zu frühzeitiger Faltenbildung. Die Entwicklung von Osteoporose (Knochenschwund) wird durch das Rauchen beschleunigt.

Weitere Folgeerkrankungen des Rauchens sind: Leber- und Nierenschädigungen, hoher Blutdruck und damit erhöhtes Schlaganfallrisiko, Parodontose, Magenschleimhautentzündungen, Beeinträchtigung der Libido, Risiko von Makula-Degeneration (Schädigung des Sehzentrums der Netzhaut, die bis zur völligen Erblindung führen kann) und Alzheimer-Erkrankungen. Zudem erhöht sich das Risiko bei chirurgischen Eingriffen.

Auch das Passivrauchen birgt erhebliche Gesundheitsgefahren. Beim längeren Aufenthalt in einem stark verqualmten Raum, zum Beispiel in einer Kneipe, nehmen auch Nichtraucher so viele Gifte auf, als wenn sie 5 Zigaretten pro Stunde rauchen würden. 

 

FAQ

Im folgenden Bereich finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen rund um das Thema Sucht und Suchthilfe. Unser Anliegen ist es, Betroffenen, Angehörigen und Interessierten eine erste Orientierung zu bieten und wichtige Informationen verständlich aufzubereiten.

Bitte beachten Sie, dass diese Auskünfte eine individuelle Beratung nicht ersetzen können. Bei weiterführenden Fragen stehen wir Ihnen gerne vertraulich und anonym zur Verfügung.

Was versteht man unter einer Sucht?

Eine Sucht ist ein Zustand, in dem eine Person die Kontrolle über den Konsum eines bestimmten Stoffes (z. B. Alkohol, Drogen, Medikamente) oder ein bestimmtes Verhalten (z.  B. Spielen, Internetnutzung) verloren hat. Sie verspürt einen starken inneren Drang danach, obwohl dies negative Folgen für das eigene Leben und die Gesundheit hat.

Typische Anzeichen sind:

  • Starker Wunsch oder Zwang, eine Substanz zu konsumieren oder ein Verhalten auszuführen
  • Kontrollverlust (Menge, Dauer, Häufigkeit)
  • Vernachlässigung von Pflichten, Hobbys oder sozialen Kontakten
  • Entzugserscheinungen bei Verzicht
  • Wenn du dir unsicher bist, kann ein Gespräch mit einer Fachkraft Klarheit bringen.

Der erste und wichtigste Schritt ist, sich Hilfe zu holen – das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Du kannst dich an eine Suchtberatungsstelle wenden, einen Arzt oder eine Therapeutin aufsuchen. Auch Selbsthilfegruppen bieten Unterstützung und Austausch.

Sucht ist eine chronische Erkrankung, aber sie ist behandelbar. Viele Menschen schaffen es mit professioneller Hilfe, ein suchtfreies und erfülltes Leben zu führen. Heilung bedeutet nicht immer vollständige Abstinenz, sondern auch einen bewussten und kontrollierten Umgang mit dem eigenen Verhalten.

In der Regel werden die Kosten für eine Suchtbehandlung von der Krankenkasse oder Rentenversicherung übernommen – vor allem, wenn eine medizinische Notwendigkeit vorliegt. Suchtberatungsstellen sind meist kostenlos und anonym.

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